Herrenbademäntel & Herrensaunamäntel

Der Bademantel steht für eine Grauzone der modernen menschlichen Existenz – den Schwebezustand zwischen Nackt- und Angezogensein, zwischen Entspannung und Produktivität. Obwohl der Morgenmantel die Blöße seines Trägers vollständig bedeckt, generiert er zweifelsohne ein intimes Moment. Derart eingehüllt bewegen Sie sich zeitweilig außerhalb gesellschaftlich definierter Bahnen (selbst wenn Sie wenig tatsächliche Bewegung absolvieren).

Wenn Sie nicht gerade Hugh Hefner heißen oder in den Spa-Bereichen dieser Welt zuhause sind, wird nur eine begrenzte Anzahl Menschen Sie im Bademantel zu Gesicht bekommen. Dieses temporäre Aussteigen aus dem „Hamsterrad“ dürfen Sie also ruhig zelebrieren. Erobern Sie sich den Müßiggang zurück – und sei es auch nur für fünf Minuten am Morgen!

Welcher Bademantel in Ihren Nassbereich einziehen darf, hängt von Ihren persönlichen Gewohnheiten und Vorlieben ab. Sie möchten sich nach dem Duschen oder Baden darin einhüllen? Greifen Sie auf feuchtigkeitsabsorbierendes Frottee zurück. Sie suchen nach maximalem Komfort für entspannte Momente? Setzen Sie auf einen kuschelweichen Morgenmantel aus Microfaser. Sie legen Wert auf Eleganz und wollen jederzeit Besuch empfangen können? Ein Modell aus hautschmeichelnder Seide, edlem Mako-Satin oder seideähnlichem Polyestergemisch ist perfekt für Sie. Ebenfalls nicht zu unterschätzen bei der Materialwahl: das Gewicht. Frottee und auch Leinen sind tendenziell schwerer und taugen aufgrunddessen weniger zum Sommer- oder Reisebademantel. .

➤ Allgemein gilt: Für den Gebrauch nach dem Waschen oder Duschen sollte ein möglichst saugfähiges Material gewählt werden. Zum Relaxen in den eigenen vier Wänden oder den Krankenhausaufenthalt zählt unterdes primär der Komfortfaktor.

Für Sportler und im Sommer oder in wärmeren Gefilden ist ein Bademantel in Knielänge passend. Ansonsten beträgt die handelsübliche Länge etwa 110-120 cm, und zwar unabhängig von der gewählten Größe. Diese Bademäntel enden irgendwo zwischen Knien und Knöchel. Auch längere Bademäntel sind erhältlich, können aber recht schnell einen Wärmestau verursachen und sind daher weniger beliebt.

➤ Apropo Größe: Wählen Sie für Ihren Bademantel Ihre übliche Größe – außer, Sie haben es gerne extra kuschelig. Dann können Sie Ihren neuen Bademantel getrost eine Nummer größer kaufen und sich so richtig gemütlich darin einwickeln. Mögen Sie es körperbetont, dann greifen Sie eher zur kleineren Größe.

„Endlich hatten viele Badstuben auch nur ein einziges Auskleidezimmer, welches von beiden Geschlechtern zugleich benutzt wurde. Aus diesem Grunde ward auch um 1550 in der Badeordnung für das Glotterthal vorgeschrieben, daß jeder Mann sein Beinkleid und Hemd […] nicht eher als an der Badewanne selbst ablegen solle.“
(Auszug aus „Deutsches Bürgertum im Mittelalter“ von G.L. Kriegl, 1871)

Die Wurzeln des Bade- oder Morgenmantels reichen sogar noch weiter zurück als bis ins Mittelalter. Vermutlich aus dem asiatischen Raum importiert, imitierte der westliche Bademantel die Form des japanischen Kimonos, die bis heute erhalten geblieben ist. Man kann es sich heute kaum mehr vorstellen, aber im 18. Jahrhundert war der sogenannte Morgenmantel ein echtes Statussymbol. Für gewöhnlich wurde er aus den edelsten Materialien gefertigt – Seide, schwerer Brokat, Samt – und war ausschließlich Herren eines höheren gesellschaftlichen Standes vorbehalten. Die Arbeiterschaft konnte sich derartigen Luxus nicht nur finanziell nicht leisten, sondern hatte auch gar keine Gelegenheit, einen Morgenmantel zu tragen.

Die Herren des Bürgertums hingegen verbrachten üblicherweise den Morgen eines jeden Tages in ihrem luxuriösen Morgenmantel. Das hatte folgenden Hintergrund: In Abwesenheit von Telefon, Email und Co. musste man in jenen Tagen vor allem in den Morgenstunden mit unangekündigten Besuchern rechnen. Für Frack und Zylinder war es noch zu früh am Tag, also warf man sich in Hemd und Hose und legte dazu den Morgenmantel an. Das war nicht nur praktisch, sondern in den häufig unzureichend beheizten Räumlichkeiten auch angenehm warm – die verwendeten Stoffe waren schließlich nicht nur teuer, sondern auch schwer. Damals wurde das Kleidungsstück auch „Banyan“ genannt (von russ. „Banja“, Badehaus). Seine zweifelhafte Berühmtheit als Kleidungsstück der Arbeitslosen, Alkoholiker und des sonstigen gesellschaftlichen Bodensatzes erlangte der Bademantel erst in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts.

Der rote Seidenbademantel des ewigen Playboys hat so manches Halloween-Kostüm inspiriert.

Der Anti-Held aus dem gleichnamigen Roman von Iwan Gontscharow verkörpert den faulen russischen Adel – stilecht im Morgenmantel.

Die Romanfigur trägt mit Vorliebe Bademantel. Zum ersten Mal erwähnt wird ein blaues Modell in der Geschichte „Der Mann mit der entstellten Lippe“.

Olli Dittrich spielt den stereotypen Arbeitslosen im blau-weiß gestreiften Bademantel, Jogginghose und „Schumiletten“.

Im Kultfilm „The Big Lebowski“ trägt Jeff Bridges einen beigen Bademantel. Die Idee kam übrigens vom Schauspieler selbst.

Der Schlagerstar war bekannt dafür, seine Zugaben im weißen Bademantel zu absolvieren. Die Tradition hatte seit 1969 Bestand.